Kazbeg – Höhenluft in Kaukasuskulisse

Wir brechen auf gen Norden um den Kaukasus näher zu erkunden. Unser Ziel ist Stepantsminda am Fuße des 5000m hohen Kazbeg-Berges, direkt an der Grenzen zwischen Georgien, Russland und dem immer noch umstrittenen Südossetien, dass mit Russlands Unterstützung seit dem Georgien-Konflikt in 2008 als eigenständige Mini-Republik existiert. Schon die Fahrt ist ein Erlebnis, sowohl aufgrund der atemberaubenden Schönheit der Berglandschaft mit ihren kargen Hängen, grünen Hochwiesen und Schnee bedeckten Gipfelkuppen als auch aufgrund der Kluft zwischen den Straßenverhältnissen und der anzutreffenden Fahrweise der meisten Georgier.

Auf halber Strecke erreichen wir das malerisch gelegene Kloster Ananuri, das von einer Festungsmauer umgeben in den Zhinvari-Speichersee hineinragt. Zwei Stunden später in Stepantsminda erwartet uns dann ein Novum in Georgien. Wir müssen nach dem Weg zu unserer Übernachtungsmöglichkeit fragen und treffen durchweg nur missmutige, sehr unfreundliche Menschen an. Wir hatten im Lonely Planet Forum zwar bereits Berichte gelesen, die ähnliches schildern, diese jedoch aufgrund der uns sonst zu Teil werdenden herausragenden Gastfreundschaft der Georgier als Humbug abgetan. Nun ja, sei es aufgrund von schlechten Erfahrungen mit Touristen oder aufgrund des anscheinend stark begrenzten Genpools der nordischen Bergregion, willkommen fühlen wir uns hier zunächst nicht. Nachdem der Unterboden unseres lieben Toyota Corollas mehrmals auf Tuchfühlung mit garstigen Felsbrocken, die aus dem Möchtegern-Kopfsteinpflasterfelsweg heraus ragen, gegangen ist, erreichen wir schließlich unser kleines Gasthaus und machen uns gleich danach auf ein altes Kloster auf einem der Vorberge des Kazbegs zu erklimmen. Allerdings ist es schon spät und wir brechen aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse die Wanderung auf halber Strecke ab. Genau wie wir ist die Stimmung ist damit endgültig im Tal angekommen. Später am Abend – wir wollen eigentlich nur unser Zimmer bezahlen – nimmt der Tag aber noch ein sehr schönes Ende. Wir werden von unserer Gastfamillie an ihren Abendbrottisch eingeladen, wo bereits eine russische Journalistin aus Omsk mit platzgenommen hat. Die Gastfreundschaft, wie wir sie bisher aus Georgien kannten, ist hier vollends zugegen und treu nach Marias Kampfspruch „Khinkali, Tschatscha, Khinkali, Tschatscha“ (Khinkali = fleischgefüllte Teigtasche; TschaTscha = Obstbrand auf Weinbasis, auch mit Feigen, Mandarinen, Apfelsinen oder Maulbeeren), verbringen wir noch etliche Stunden in netter Gesellschaft und verständigen uns prächtig mit russischen Wortfetzen, klirrenden Gläsern, Händen, Füßen und ab und zu Übersetzungen von unserer Journalistin.

Link Khinkali: http://georgianrecipes.net/2013/03/29/khinkali/

Link Tschatscha: https://de.wikipedia.org/wiki/Tschatscha

Am Morgen stehen wir früh auf um das erste Tageslicht zu nutzen und erinnern uns sehr deutlich an den Tschatscha vom Vorabend. Vor der Tür erwartet uns ein fantastischer Anblick: Der 5000m Gletschergipfel des Kazbegs ist aus den Wolken hervorgekommen und bietet eine fantastische Kulisse vor der sich bereits das Kloster als Ziel unserer heutigen Wanderung abzeichnet. Von einem reisenden Pärchen haben wir in Tbilisi einen tollen Tip für einen wenig begangenen Aufstiegsweg erhalten und wir kraxeln mit Händen und Füßen den Berg hinauf. Auf der ganzen Tour nach oben treffen wir lediglich einen Mitwanderer, ansonsten haben wir die Natur ganz für uns. Das Kloster auf dem Gipfel ist klein und es leben lediglich eine Hand voll Mönche hier, aber die Ausblicke auf das Umland sind fantastisch. Nach kurzem Verweilen machen wir uns an den Abstieg und danach auf den Weg nach Rustavi.

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