Skopje – Besuch ist zwecklos!

Nach einer weiteren Frühstücksorgie bei der Mama von Alex und abgesichert durch viele frische Gebäckstücke, sowie einem nicht komplizierten, aber langwierigen Registrierungsprozess bei der örtlichen Polizei ist es so weit: Wir dürfen alleine nach Skopje fahren!

Das Netzwerk von Alex reicht natürlich auch bis dorthin, und sein Cousin besorgt uns einen gratis Parkplatz. Für den Rest des Tages sind wir frei und erkunden die Stadt auf eigene Faust.

Es herrscht Schietwetter und der Dauerregen bekommt dem – ich mutmaße hier – wahrscheinlich schon im Sonnenschein unansehnlichen Stadtbild nicht. Nun beginnt die nasse, touristische Jagd nach Sehenswertem durch eine lieblos gestaltete Hauptstadt, die irgendwie schräg ist: Es stehen viele hässliche Realbauten herum, die mit kleinen Geschäften aller Art gefüllt sind, dadurch aber lebhaft und freundlich wirken. Den Gegensatz macht das restliche Stadtbild: Am Ufer der Vardar wurde von der Regierung viel Geld investiert, um… ja wie soll ich es ausdrücken? Um europäisch aussehende Hauptstadtbauten aus dem Boden zu stampfen. Museum, Oper und Brücken voller Bronzestatuen reihen sich hier aneinander. Sie sollen wohl Größe und Macht demonstrieren, wirken jedoch inszeniert und erinnern eher an Disneyland als an Paris. Auf jedem freien Platz wurden aus teuren Materialien wie etwa Marmor Brunnen errichtet. Die darin verarbeiteten Figuren machen große Gesten und sehen dennoch aus wie aus Spritzguss.

Teure Statuen im Regen vor Prachtbau - auch im Regen.

Teure Statuen im Regen vor Prachtbau – auch im Regen.

Ein Beispiel: Besonders hoch und protzig ragt ein Brunnen in den Himmel, an dessen Rand brüllende Löwenfiguren stehen, die einen Ring von Speerwerfen, die einen Marmorsockel mit 5m Durchmesser bewachen, in der Mitte bedrohen. Auf dem Sockel lenkt ein Reiter in männlicher Siegerpose ein sich aufbäumendes Pferd. Alexandars Kommentar zu ebendiesem: „Die Eier des Pferdes alleine haben 600.000 Euro gekostet.“ Zu dem künstlerischen Wert schweige ich.

Reiter mit Pferd auf Marmorburnnen

Reiter mit Pferd auf Marmorburnnen

Zwischen den Marmorbrücken hat sich im Fluss eine Sandbank gebildet, auf der ein Mann auf einer Bierkiste sitzt und angelt. Ihn scheinen die Bronzestatuen wenig zu beeindrucken.

Einen verregneten Kaffee später schauen wir uns noch das Mutter-Theresa-Haus an, das einige interessante Handschriften von ihr ausgestellt hat. Anschließend wagen wir uns auf die andere Seite des Flusses, wo überraschender Weise eine richtig nette Altstadt anfängt, die mit einer kleinen Moschee und Teehäusern orientalisch anmutet. Gäbe es diesen strömenden Regen nicht, würden wir hier nicht mehr so leiden. Wir entscheiden uns, wieder zu Alex zu fahren und verbringen den Rest des Abends lieber auf seinem heimeligen Sofa.